Berliner Konzerte unserer Künstler im Januar und Februar 2023 – Musik des 20. und 21. Jahrhunderts im Fokus

„Die Stärke der zeitgenössischen Musik heute ist es, Extreme in kleinen, scheinbar normalen Situationen und im Innenleben zu suchen. Gut gemachte Musik kann also den Effekt eines Bungeesprung-Kicks haben.“ Das Wagnis, sich fallen zu lassen und durch die eigene Grenzüberwindung in gänzlich neue Erlebnis- und Gefühlssphären einzutauchen sowie der anschließende Wunsch, diese Ausnahmeerfahrung zu wiederholen ist für den Komponisten Miroslav Srnka das Potenzial heutiger Musikproduktion. Wobei er zugleich eine klare schöpferische Zielrichtung vorgibt: „Wir müssen Themen erforschen, in denen wir gesellschaftliche Defizite sehen. Ob wir dann gerade aktuell sind oder nicht, sollte zweitrangig sein, sonst ist es nur leer, plakativ und ohne Wirkung.“
Spätestens seit seinem internationalen Durchbruch als Komponist mit der Oper „South Pole“ 2016 gilt Miroslav Srnka als einer der international gefragtesten Adressen für Auftragskompositionen. Seine „Superorganisms“, ein Auftragswerk der Berliner Philharmoniker, dem NHK Symphony Orchestra Tokyo, Los Angeles Philharmonic und Czech Philharmonic Prague, feiert hierzulande seine Uraufführung: In Berlin wird das Werk am 9. Februar 2023 (weitere Aufführungen am 10./11.2.) von den Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenko aus der Taufe gehoben.

Spätestens seit die „Opernwelt“ ihr den Kritikerpreis als Sängerin des Jahres verliehen hat, ist Vera-Lotte Boecker jedem Opernkenner ein Begriff. Die Künstlerin verleiht mit ihrer klaren, strahlenden Stimme und ihrer Energie und Emotionalität jeder Rolle Tiefgang und macht somit jede Aufführung zu einem Erlebnis. Mit ihrer unvergleichlichen Ausgestaltung von insbesondere psychologisch komplexen und schauspielerisch zum Teil extrem herausfordernden Rollen, die sie laut Münchner Merkur „mit einer Unbedingtheit, mit einem (vokal immer kontrollierten) Willen zur Entäußerung […] zur Nachfahrin aller Salomes, Elektras oder Iphigenies“ werden lässt, zeigt sie auf, wie brisant und aktuell Oper sein kann. Als Fusako Kuroda in „Das verratene Meer“ von Hans Werner Henze an der Wiener Staatsoper oder als Nadja in „Bluthaus“ von Georg Friedrich Haas an der Bayerischen Staatsoper fesselte Vera-Lotte Boecker in der letzten Saison Publikum wie Musikkritik. Im Februar gibt sie ihr Debüt in der Titelpartie der „Daphne“ von Richard Strauss an der Staatsoper Berlin (Premiere 19.2.).

Vorab im Januar zu erleben sind Titus Engel mit dem Schwelbrandorchester (12.1.), Sarah Wegener mit dem MDR-Sinfonieorchester (15.1.) sowie Martin Helmchen und Marie-Elisabeth Hecker mit dem DSO Berlin und dem von ihnen in Auftrag gegebenem Doppelkonzert für Klavier und Cello von York Höller (22.1.). Ein zeitlicher Exkurs kann mit Holger Falk und dem Ensemble nuovo aspetto gewagt werden (18.2.) mit dem Programm „Il Gondoliere Veneziano“, das bereits erfolgreich auf CD erschienen ist.